In einem teilweise dramatischen Pokalfight bezwang der Underdog den Favoriten Freie Turner mit 4:2. Klassenleiter Siggi Maurer anschließend bei der Siegerehrung: „Das war eines der hochklassigsten Finalspiele der vergangenen Jahre!
Noch am Samstag hatte Bierstadt in der Gruppenliga gegen den Tabellenführer mit 0:4 verloren. Die Freien Turner – dadurch möglicherweise zu siegessicher – waren vom couragierten Auftreten des Gegners im Finale und der lautstarken Unterstützung der gut 100 mitgereisten Bierstadter Fans sichtlich überrascht. FCB-Trainer Alan Andiryous hatte seine Spieler hervorragend eingestellt.
Zur Unterstützung war Tom Nickel, als Jahrgang 2005 spielberechtigt, zum Team gestoßen und hatte seine komplette A-Jugend-Mannschaft als Fanklub mitgebracht, ihm gelang auch gleich der Führungstreffer nach 4. Minuten. Doch dann drehte der Favorit auf und lag durch Tore in der 11. und 15. Minute schnell mit 2:1 vorne.
Wer nun dachte, dass die Bierstadter den Kopf in den Sand stecken und sich erneut ihrem Schicksal ergeben, hatte sich getäuscht. Mit der Anfeuerung der vielen Bierstadter Fans wuchs jeder einzelne Spieler über sich hinaus. Das Spiel nun völlig offen mit Chancen auf beiden Seiten. Nach einer Ecke und Kopfballvorlage stand Achraf Tahiri goldrichtig und köpfte den 2:2 Ausgleich.
Der FCB, kämpferisch dem Gegner bereits überlegen, wurde nun immer selbstbewusster und war plötzlich auch spielerisch den Freien Turnern, gespickt mit beim SV Wehen-Wiesbaden ausgebildeten Talenten, ebenbürtig. Nur acht Minuten später gelang nach toller Direktkombination über drei Stationen noch vor der Pause das 3:2 durch Tom Nickel, spätestens jetzt glich das Kohlhecker Stadion einem Tollhaus und jeder spürte, heute geht was!
Nach dem Seitenwechsel rechneten die Zuschauer mit einem wütenden Sturmlauf der FTW, aber Bierstadt hielt von Beginn an dagegen. In der 50. Minute bekam Achraf Tahiri am rechten Strafraumeck den Ball. In bester Arjen Robben-Manier ging er links am Gegenspieler vorbei und schlenzte das Leder Marke “Tor des Monats” ins lange Eck. Was folgte, war im Überschwang der Gefühle ein Jubellauf über das halbe Spielfeld mit ausgezogenem Trikot inklusive der zweiten gelben Karte und einer Fünf-Minuten-Zeitstrafe. Erneut zeigten sich in dieser kritischen Phase Wille und Teamgeist. Die Unterzahl wurde nicht nur schadlos überstanden – Bierstadt hatte nun reihenweise beste Chancen auf das 5:2, doch die endgültige Entscheidung wollte noch nicht fallen.
Teammanager und Co-Trainer André Bruch tigerte vor Nervosität an der Seitenlinie rauf und runter und mochte gar nicht mehr hinsehen. Erst in den letzten zehn Minuten bäumte sich der angeschlagene Favorit ein letztes Mal auf, plötzlich stand ihr Bester, Kevin Faro, frei vorm Tor.
Doch Niklas Bruch – schon das ganze Spiel über ein souveräner Rückhalt – parierte den starken Schuss aus kürzester Entfernung mit einem Manuel Neuer-artigen Reflex!
Nun war klar: Hier brennt nichts mehr an! Die letzten Minuten nutzten die Bierstadter Fans mit gegenseitigen Schlachtgesängen quer übers Spielfeld: Die A-Jugend stimmte an „FC“ und von gegenüber schallte es zurück „Biiieeeerstadt!!!!“ Nach dem heiß ersehnten Schlusspfiff des guten Schiedsrichters Veith Lang kannte der Jubel keine Grenzen. Fans und Mannschaft lagen sich in den Armen. Und die alte Weisheit stimmt eben doch: „Der Pokal hat seine eigenen Gesetze!“
Bierstadt darf nun den Kreis Wiesbaden im Hessenpokal vertreten, die Jungs freuen sich auch dann wieder auf zahlreiche Unterstützung!